Die Freie Universität Berlin hat bereits im Wintersemester 2016/2017 einen Masterstudiengang für Lehramtsstudierende eingerichtet, die nicht über die notwendigen Voraussetzungen für das Regelstudium des Lehramts an Sekundarschulen und Gymnasien verfügen. Die Bedarfe haben sich seitdem durch den anhaltenden Lehrkräftemangel verschärft. Wirkt sich das auch auf den Q-Master aus?
Milster: Wir beobachten an der Freien Universität Berlin seit mehreren Jahren, dass wir immer mehr Anfragen für einen Quereinstieg – über den Q-Master oder in unsere übrigen Studiengänge – oder „Anpassungslehrgänge“ für Personen mit ausländischem Hochschulabschluss erhalten. Im Jahr 2020 waren das insgesamt schon ca. 700 Anfragen, in 2021 schon über 800.
Terzer: Mit dem Q-Master haben wir nicht in erster Linie das Ziel verfolgt, dem Mangel an Lehrkräften im Land Berlin zu begegnen, sondern vor allem, einen alternativen Weg ins Lehramt zu eröffnen, der Studierende genauso gut qualifiziert wie unsere Regelstudierenden. Da wir damit so gute Erfahrungen sammeln konnten, bieten wir ab dem Wintersemester 2022/23 einen weiteren, neuen Master of Education an, der einen Umstieg vom Lehramt an ISS /Gymnasien mit den Fächern Deutsch/Geschichte oder Deutsch/Politikwissenschaft ins Lehramt an Grundschulen mit den Fächern Deutsch/Mathematik/Sachunterricht (Gesellschaftswissenschaften) ermöglicht.
Ein Lehramtsstudium innerhalb von vier Semestern… Wie sichern Sie die Qualität des Studiengangs?
Nordmeier: Die wichtigste Informationsquelle für die Weiterentwicklung dieses in vielen Aspekten ja anderen Lehramtsstudiengangs ist die seit Beginn des Projekts laufende sorgfältige Evaluation, insbesondere durch Zwischen- und Abschlussbefragungen der Studierenden. Die Begleitforschung in K2teach liefert uns valide Hinweise zur Qualität und zur Weiterentwicklung des Studiengangs. Die bislang vorliegenden Ergebnisse deuten auf eine sehr gut gelingende Professionalisierung im Verlauf des Q-Master-Studiums hin. Außerdem ist der Q-Master-Studiengang in die Regelkreisläufe zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung aller Lehramtsstudiengänge der Dahlem School of Education eingebunden.
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Ich bin wirklich unendlich dankbar, dass dieses Programm so auf die Beine gestellt worden ist. Mir gefallen die Lehr-Lern-Arrangements, alles ist sehr dynamisch und Lehrkräfte werden flexibel auf heterogene Klassen vorbereitet.
Q-Master-Studierende
Sind all Ihre Absolventinnen und Absolventen als Lehrkräfte tätig? Wie ist deren und das Feedback der Schulen?
Caspari: Aus Datenschutzgründen können wir den weiteren Werdegang der Absolventinnen und Absolventen leider nicht systematisch verfolgen. Durch unsere Kontakte zu Fachseminarleitungen, über Studierende der aktuellen Kohorten und durch persönliche E-Mails von ehemaligen Studierenden wissen wir jedoch, dass sie sowohl im Referendariat als auch in den Schulen sehr erfolgreich sind. Vielen Q-Master-Studierenden wird auch schon im Praxissemester ein Übernahmeangebot gemacht und einer Studentin wurde ein halbes Jahr nach dem Referendariat eine Schulleitungsstelle angeboten.
Was bringen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger des Q-Master mit? Gibt es spezielle Herausforderungen und wie reagieren Sie in der Gestaltung des Studiengangs darauf?
Noack-Ziegler: Alle Q-Master-Studierenden bringen eine besonders hohe Motivation für das Lehramtsstudium mit. Wir unterstützen sie mit unserem breiten Beratungsangebot, um ihre individuellen Bedarfe zu ermitteln und um sicherzustellen, dass sie zielgerichtet studieren können. Da die wenigsten Studierenden über fachdidaktische Kenntnisse verfügen, erhalten sie im ersten Mastersemester ein spezielles Modul, in dem sie das Grundlagenwissen in Kombination mit masterrelevanten Fragestellungen erwerben.
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Ich habe vor etwa 25 Jahren in Melbourne meinen Bachelor in Kunstgeschichte und Alter Geschichte absolviert, habe in diesem Bereich jedoch nie gearbeitet und mich stattdessen im Bereich Teaching English as a Foreign Language weitergebildet und über zehn Jahre als Englischlehrerin gearbeitet. Als ich nach Deutschland kam, durfte ich hier nicht an einer öffentlichen Schule arbeiten, da ich die entsprechenden Qualifikationen nicht hatte. Stattdessen habe ich drei Jahre in einem Übersetzungsbüro gearbeitet, wollte aber viel lieber zurück ins Klassenzimmer. Ich hätte zwar auch an einer Privatschule arbeiten können, dachte mir aber, dass ich es langfristig und richtig machen will. Somit hätte ich mit Englisch und Französisch einen komplett neuen Bachelor an der FU absolvieren müssen, was ein Studium von fünf Jahren bedeutet hätte.
Q-Master-Studierende
Welche Bilanz ziehen Sie hinsichtlich der Konzeption des Studiengangs? Welche Tipps können Sie anderen Hochschulen an die Hand geben?
Caspari: Die Herausforderungen, die mit der Konzeption und Umsetzung eines solchen innovativen Studiengangs verbunden sind, sind enorm. Glücklicherweise ist es ein Prozess, in dem man aus den ersten Erfahrungen lernen und entsprechend nachsteuern kann. Was im Einzelnen alles dazugehört, haben wir auf unserer Projektseite zusammengestellt.
Welche Ziele verfolgen Sie für die kommende Zeit? Ist geplant, den Q-Master nach Auslaufen des Projekts im Regelangebot der Freien Universität einzubinden?
Terzer: Auf den Q-Master könnten wir vor allem in den MINT-Fächern gar nicht verzichten. Aktuell laufen bei uns die letzten Vorbereitungen, dass dieser Studiengang nach Ende der Projektlaufzeit in alle unsere regulären Strukturen eingebunden ist, von der Beratung über die Administration bis hin zum Qualitätsmanagement. Wir haben allerdings auch festgestellt, dass vor allem in den Sprachen der Beratungsaufwand durch die sehr unterschiedlichen mitgebrachten bisherigen Studienleistungen so hoch ist, dass wir den Q-Master dort ohne zusätzliche personelle Unterstützung nicht fortführen können. Außerdem würden wir uns natürlich freuen, wenn sich die hohe Qualität des Q-Masters auch in einer Anerkennung durch die Kultusministerkonferenz als Regelstudiengang abbilden würde.
Nordmeier: Hier hilft auch ein Blick in die Ergebnisse unserer Begleitforschung. Die günstigen Eingangsvoraussetzungen der Studierenden sowie die Ausprägung und erfolgreiche Entwicklung professioneller Kompetenzen im Studium sprechen sehr für den Ausbau und die Verstetigung des Q-Master-Studiengangs.
Das Q-Master-Team:
Prof. Dr. Daniela Caspari und Sabrina Noack-Ziegler aus den Fremdsprachen
Prof. Dr. Volkhard Nordmeier aus dem MINT-Bereich
und aus der Geschäftsstelle der Dahlem School of Education die Geschäftsführerin Dr. Eva Terzer und Julia Milster
